
Meine Reisen durch Europa – Begegnungen mit der Geschichte
In den letzten Jahren haben mich meine Reisen quer durch Europa geführt. Was für viele einfach nur eindrucksvolle Städte, historische Plätze oder schöne Landschaften sind, wurde für mich zu einer Reise auf den Spuren der Vergangenheit. Immer wieder habe ich dabei Halt gemacht an Orten, die von der Geschichte gezeichnet sind – und oft auch von einer Geschichte, die uns bis heute prägt.
Es war mir wichtig, nicht nur Sehenswürdigkeiten zu besuchen, sondern zu verstehen. Vor allem die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts hat mich dabei begleitet – und immer wieder stand dabei das Schicksal der jüdischen Bevölkerung im Mittelpunkt.
Besonders eindrucksvoll war die Begegnung mit einer Überlebenden, die mir ihre Geschichte erzählte. Sie sprach von ihrer Kindheit, von Ausgrenzung und Verfolgung – und dann von den letzten Kriegsmonaten, als die Front immer näher rückte. Mit leiser Stimme schilderte sie den Einmarsch der Roten Armee, erzählte von den brennenden Dörfern, die sie auf ihrer Flucht sah, von der Angst, der Ungewissheit und der Gewalt, die nicht enden wollte, selbst als der Krieg offiziell vorbei war.

Diese Reisen haben mich verändert. Irgendwann ging es mir nicht mehr nur darum, mehr über die europäische Geschichte zu erfahren. Es wurde mir ein Anliegen, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung dafür, dass die Geschichten weitergetragen werden. Dass wir zuhören. Dass wir erinnern.
Heute weiß ich: Geschichte begegnet uns nicht nur in den großen Namen und Jahreszahlen. Sie lebt in den Erzählungen der Menschen. In den kleinen Stolpersteinen auf den Bürgersteigen. In den stillen Räumen alter Synagogen. Und sie lebt in uns, wenn wir bereit sind, genau hinzusehen und hinzuhören.

Solche Momente begleiten mich noch lange nach den Gesprächen. Es ist etwas anderes, Geschichte nicht nur in Büchern zu lesen oder in Museen ausgestellt zu sehen – sondern sie direkt von einer Person erzählt zu bekommen, die all das erlebt hat.
In vielen Städten habe ich auch jüdische Einrichtungen besucht: Synagogen, Museen, Gedenkstätten. Ich durfte an Führungen teilnehmen, in den Austausch mit Gemeindemitgliedern gehen und erleben, wie jüdisches Leben in Europa heute wieder seinen Platz gefunden hat – und wie es gleichzeitig die Last der Vergangenheit in sich trägt.
